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Musikspatzen bereiten Nest für Nachwuchs vor

Cottbuser Spielmannszug geht mit Tag der offenen Tür neue Wege

„Wenn man einmal dabei ist, kann nicht mehr aufhören.“ Was klingt wie das Bekenntnis eins Süchtigen, ist Anja Barthels Begründung, warum sie seit 20 Jahren Mitglied im Spielmannszug „Cottbuser Musikspatzen“ ist. Die 28-Jährige ist eines von 80 aktiven sowie Förder- und Ehren-Mitgliedern zwischen acht und 30 Jahren. Ihr klingendes Hobby wollen die Musiker nun erstmal mit einem Tag der offenen Tür vorstellen.

Immer Mittwochnachmittags ertönen in den Räumen und auf dem Schulhof der Cottbuser Carl-Blechen-Grundschule in der Elisabeth-Wolf-Straße teils wohlklingende, aber auch mal schiefe Übungstöne von kleinen und großen Trommeln, Querflöten, Becken und Lyren – „alles typische Instrumente, die in einem Spielmannszug zu finden sind“, erklärt die Leiterin des Zuges, Dagmar Vogt. Übungsstunden sind dann angesagt, entweder in Vierer-Gruppen, oder das ganze aktive Ensemble von 45 Musikern.

Was 1982 als Städtischer Spielmannszug begann und von der Stadt Cottbus gefördert wurde, wird mittlerweile durch Eigen-Regie und -Finanzierung des 1991 gegründeten Vereins fortgeführt. Die Auftrittsliste des Spielmannszuges ist lang. Stadtfeste, Jubiläen, Karneval – die Anlässe sind vielfältig. An mehreren Wochenenden im Monat sind die Musiker meist in der Lausitz, aber auch in anderen Teilen Brandenburgs unterwegs. Selbst in Dortmund und Saarbrücken spielte die Gruppe bereits. Genügend Öffentlichkeitsarbeit, so scheint es. Warum dann einen Tag der offenen Tür? „Um gar nicht erst Nachwuchssorgen zu bekommen“, erklärt Dagmar Vogt lebhaft und rückt ihre modische Brille zurecht. „Noch haben wir genug Zulauf, aber es wird jedes Jahr etwas weniger. Deshalb wollen wir jetzt neue Wege gehen“, sagt die Grundschullehrerin für Englisch und Mathe, die seit 1986 die Geschicke des Spielmannszuges leitet.

Viel braucht es nicht, um bei den Musikspatzen aufgenommen zu werden. „Gute Laune und Spaß an der Musik“, zählt die Leiterin auf und Sonnenstrahlen verfangen sich dabei in ihrer flippigen Kurzhaarfrisur. Die gute Laune ist den Musikern zwischen acht und 30 Jahren auch bei den Proben anzumerken. Die jüngsten Spatzen folgen ihren Übungsleitern auf den Schulhof, um dort kräftig die Trommel zu schlagen. „Das ist manchmal, wie einen Sack Flöhe zu hüten“, sagt Marco Schuster. Dabei lächelt der 20-jährige und blickt auf den Spielmannszugnachwuchs.

Anne Brechel (8) und Marten Wurl (9) können ihre Trommelstöcke kaum stillhalten. „Was macht ein Trommler, wenn er nicht trommelt“, fragt Dagmar Vogt sie humorvoll ermahnend. „Nichts“, schallt es ihr entgegen, doch die Umsetzung dessen fällt den Jungmusikern schwer. Zu „cool“ finden die beiden ihre Trommeln. Die zehnjährige Laura Barsig ist da abgeklärter. Spielt sie doch bereits seit zwei Jahren Querflöte, die sie nun ruhig in ihrer Hand hält. Anja Barthel und Gloria Scholz (24) blicken verständnisvoll auf die jüngsten Vereinsmitglieder. Waren sie doch selbst kaum älter als diese, als sie sich dem Spielmannszug anschlossen. „Bei uns ist immer etwas los und wir hatten schon viele schöne und lustige Erlebnisse zusammen“, beschreibt Gloria Scholz den Zusammenhalt im Verein. Der sei es auch wert, „dass sich das Privatleben dem Hobby anpassen muss. Sonst ginge es nicht“.

Zusammen arbeiten auch alle an der Vorbereitung des Tages der offenen Tür am kommenden Samstag, den 10, September. „Wir werden verschiedene Stände aufbauen. Dort können sich vor allem die jüngeren Besucher an unseren Instrumenten ausprobieren“, sagt Dagmar Vogt und fügt hinzu, dass für die älteren Besucher, „während der Nachwuchs beschäftigt ist, Kuchen und Kaffee bereitstehen werden“. Wie ein eingespielter Spielmannszug klingt, wird die Gruppe alle 20 Minuten mit zehnminütigen Auftritten den Besuchern zu Gehör bringen. „Und dazwischen“, erklärt die Präsidentin, „können alle Mitglieder mit Fragen rund um den Spielmannszug gelöchert werden.“ Aufgeregt seien sie und ihre Musikspatzen vor ihrem ersten Tag der offenen Tür, gesteht sie. Denn die Werbetrommel haben sie laut geschlagen, nun warten sie auf das Echo.