Beim Schulumzug Verein vergessen?
«Musikspatzen» fanden nach einigem Hin und Her in Carl-Blechen-Grundschule neue Heimat. «Unserem Verein ,Cottbuser Musikspatzen’ wurde in den letzten Monaten ziemlich übel mitgespielt» , schrieb K. Kojer-Altundag an die RUNDSCHAU. Ausführlich schildert die Mutter eines jungen Musikers die Odyssee des Vereins durch verschiedene Räume der Erich-Kästner-Grundschule und den innerhalb von drei Tagen notwendig gewordenen Umzug in die Carl-Blechen-Grundschule in Sandow.
Im vergangenen September haben die «Musikspatzen» ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. «16 Jahre lang war unser Verein in der Grundschule in der Puschkinpromenade zu Hause» , schreibt K. Kojer. Während der Sanierung des Hauses bezogen Schule und Verein gemeinsam ein Ausweichquartier in der Erich-Weinert-Straße. Doch bei der Sanierung des Schulgebäudes in der Puschkinpromenade sei der Verein «schlichtweg vergessen» worden. Schließlich seien dennoch «auf unsere Initiative hin» , so K. Kojer, «im Dachgeschoss des Nebengebäudes zwei Räume für unsere Vereinsarbeit hergerichtet worden» . Dort habe der Verein jedoch nicht einziehen können, weil die Stärke einer Wand den Brandschutzbestimmungen nicht entsprochen habe. Zunächst habe die Schulleitung dem Verein einen Hortraum zugeteilt. Als dieser dann vom Hort benötigt wurde, seien die «Musikspatzen übergangsweise in das noch ungenutzte Computerkabinett» gezogen. Weiter heißt es in dem Brief: «Wir nahmen diese Querelen hin, weil wir auf die Freigabe unserer zwei Räume warteten.» Statt dessen habe der Verein am 14. November ein Schreiben vom Schulverwaltungsamt erhalten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass «im Ergebnis der Abstimmungen mit dem Bauordnungsamt zur Zeit keine Möglichkeit zur Dachgeschossnutzung im Hortgebäude» bestehe. Dafür werden «brandschutztechnische Gründe» angeführt. Der Verein wird aufgefordert, seine Materialien «bis zum 17. November aus dem Computer-Kabinett vorzugsweise in den darüber liegenden Dachraum zu räumen.» Für den Umzug seien dem Verein nicht einmal zwei volle Werktage zugestanden worden. Über das Angebot der Verwaltung schreibt K. Kojer: «Es ist einfach unglaublich, dass uns ein solcher Raum zugewiesen werden konnte, in dem man nicht einmal alte unbrauchbare Dinge lagern würde.»
Während der Bauphase im letzten Frühjahr habe sich gezeigt, dass das ursprüngliche Raumkonzept im Dachbereich nicht aufgehen würde, sagt Schulverwaltungsamtsleiter Berndt Weiße. Vor allem das Fehlen eines zweiten Fluchtweges machte die Nutzung der Bodenräume unmöglich. Alle anderen Räume würden für Unterricht und Hort benötigt. Weiße: «Unterricht hat immer Vorrang.» Das müsse ein privater Verein akzeptieren. Wenn überhaupt von einem Versäumnis des Amtes gesprochen werden könne, dann höchstens darüber, «inwieweit die Informationen an die Vereinsvorsitzende weitergegeben wurden.» Allerdings hätte bei den entscheidenden Beratungen stets die Schulleiterin mit am Tisch gesessen.
«Zwischen Schulleitung und Verein ist viel gesprochen worden» , betont Schulleiterin Angelika Nagel. Für Proben hätten stets Unterrichtsräume und Aula zur Verfügung gestanden. Ein Problem habe es lediglich im Hinblick auf Vereins-Büro und Lager gegeben. Allerdings werde «der Boden ausgebaut, auch wenn das vielleicht nicht so schnell geht.» Die Dachräume sollen mit einem Aufwand von 30 000 Euro als Lagerräume ausgebaut werden, bestätigt Amtsleiter Weiße. Ein entsprechender Antrag liege bereits vor.
An einen raschen Ausbau der Dachräume mag Vereinsvorsitzende Dagmar Vogt angesichts der Haushaltslage der Stadt nicht glauben. Dennoch sieht sie für den Verein «einen positiven Ausgang» . Ihre Hilferufe hätten schnell Erfolg gezeitigt. Vogt: «Innerhalb weniger Stunden hatten wir von der Schulleiterin der Carl-Blechen-Grundschule eine Zusage. Wir sind dort mit großer Herzlichkeit aufgenommen worden.» Die «Musikspatzen» , die seit August «aus Kartons und Kisten gelebt» hätten, «haben ein neues Zuhause gefunden» .
Die Stadtverwaltung habe den Umzug nach Sandow unterstützt, erklärt Berndt Weiße. «Wir haben dem Verein unbürokratisch mitgeteilt, dass er Räume in der Carl-Blechen-Grundschule kostenfrei nutzen darf.» Das Amt hätte für den Verein jederzeit eine Lösung parat gehabt, wenn er nicht so lange auf dem Standort Erich-Kästner-Grundschule bestanden hätte. Über diesen Satz wundert sich Dagmar Vogt: «Das Schulverwaltungsamt hat uns nie einen Umzugs-Vorschlag gemacht. Unser neues Zuhause haben wir uns selbst gesucht.»